Reevaluation des Notarzteinsatzindikationskataloges nach Verkehrsunfällen

Hintergrund

Der Notarztindikationskatalog basiert auf veralteten Studien und gibt wenig Anhalt für Alarmierungskriterien nach Verkehrsunfällen. Fortschritte der Fahrzeugsicherheitstechnik und Veränderungen der verfügbaren Ressourcen machen eine Reevaluation der Indikationen notwendig. Ziel dieser retrospektiven Registerstudie ist die Identifizierung von präklinisch erfassbaren Unfallvariablen für schwere Verletzungen nach Verkehrsunfällen.

Methodik

Im Zeitraum 01.01.2000 – 31.12.2021 wurden 47.145 Verunfallte anhand der GIDAS-Datenbank eingeschlossen. Separate Datensätze für Schwer- (AIS 3+) und Leichtverletzte wurden ausgewertet.

Ergebnisse

Herausschleudern (PPW 80,6%), Einklemmung (PPW 75,6%), brennende Fahrzeuge (PPW 57,1%), problematische Rettung (PPW 56,3%), Fahrzeugzerreißung (PPW 51,6%) und Amnesie (PPW 50,3%) wiesen auf schwere Verletzungen bei Fahrzeuginsassen hin. Bei ungeschützten Verkehrsteilnehmern (Motorrad-, Fahrradfahrende, zu Fuß Gehende) wurden auch Helmverlust (PPW 61,1%), Überrollen/Mitschleifen (PPW 41,9%), Scheibenbruch am Gegnerfahrzeug (PPW 35,8%) und Folgeanprall mit Objekten (PPW 31,1%) identifiziert. Der Chi-Quadrat-Test zeigte signifikante Assoziationen zwischen den Variablen und schweren Verletzungen. Kombinationsvariablen erreichten PPW-Werte über 82 %.

Diskussion

Der Notarztindikationskatalog liefert kaum präklinisch feststellbare Kriterien und sollte anhand der objektiven Registerdaten überarbeitet werden. Abfragemodelle für Leitstellendisponenten sollten getestet werden.